„Ich will doch nur den FC spielen sehen“ oder: Weißt Du eigentlich, was mit Deinem Ticketkauf automatisch als Zustimmung gilt? Das alles und noch mehr gehört zum Begriff der Stadionsicherheit. Unsere kölschlive-Autorin Heike Bellinghausen gibt einen ersten kleinen Einblick in ein riesiges Thema.
Lange, lange Zeit bevor überhaupt der erste Spieltag im heimischen Stadion stattfindet, setzen sich viele Menschen zusammen und diskutieren über Sicherheitskonzepte, Anreisewege, Zuständigkeiten und noch vieles mehr. Dabei will ich doch nur eins: Endlich wieder ins Stadion und den FC siegen sehen. Selbst vor den einzelnen Spieltagen passiert so vieles, um uns als Fans einen sicheren Stadionbesuch zu gewährleisten, was wir nicht ansatzweise ahnen.
Die große Saisonvorbesprechung
Während wir noch Urlauben und egal wo auf der Welt über unseren FC philosophieren, sitzen bereits vor Saisonbeginn die unterschiedlichsten Netzwerkpartner zusammen, um die heimischen FC Spieltage sicher zu gestalten. Zumindest in der Theorie. Dies geschieht für die Hinrunde vor der Saison und vor der Rückrunde in der Winterpause.
In kleineren Gruppen sowie in unterschiedlicher Konstellation der Netzwerkpartner finden sodann diverse weitere Besprechungen statt. Zum Beispiel im örtlichen Ausschuss oder die große Sicherheitsbesprechung mit Polizei und FC, wenn es unter anderem um das Thema des Hochsicherheitsspiels mit Sektorentrennung geht – ein besonders finanziell sensibles Thema gerade für den Bereich Catering für Spieltage mit Alkoholverbot. Oder dem Merchandising, wenn Sektorentrennung vorherrscht und Wege gesperrt sind.
Dies lässt sich weiter ausführen bis hin zu Treffen zum Erfahrungsaustausch mit anderen örtlichen Fußballvereinen wie Fortuna Köln und auch Viktoria Köln. Oder überregional mit anderen großen, namhaften Fußballvereinen. Gerade für den Veranstaltungsleiter ist es immens wichtig, stets auf dem Laufenden zu bleiben – denn er ist derjenige, der an Spieltagen für die reibungslose spielorganisatorische Abwicklung verantwortlich ist.
Nun aber – auf geht’s zum Stadion
An was muss ich vor dem Stadionbesuch denken?! Inzwischen ist bekannt, dass Tasche oder Rucksack besser zu Hause bleiben (wenn es geht). Wurfgegenstände sind verboten – siehe nächster Abschnitt im Detail (selbst ein ganzer Apfel ist ein Wurfgegenstand!), Helme müssen an der Box bzw. dem FC-Depot abgegeben werden. Das Fahrzeug ist dort zu parken, wo es erlaubt ist. Das Anwohnerschutzkonzept greift hier schon Stunden vor dem Spiel zur Vermeidung von Belästigungen der Anwohner.
Menschen der Stadt in unterschiedlichsten Uniformen sieht man dann kurz vor dem Stadion überall: Polizei, Ordnungsamt, Stadt Köln, Sicherheitsdienst. Das also sind diejenigen, die die Konzepte in der Praxis bewältigen, die zuvor andere in der großen Runde theoretisch geplant haben. Sie stehen nicht nur vor dem Stadion, sondern auch im Stadion. Aber auch direkt am Drehkreuz sind sie zu finden – bis hin im Stadion an allen Tribünen und im Innenraum. Mal mehr oder auch weniger sichtbar. Aber immer da.
Der 1. FC Köln unterhält keinen eigenen Ordnungsdienst. Dieser wird beauftragt. Die Aufgaben der Ordner reichen vom sensiblen Einlass mit Taschenkontrolle, über die Einweisung an den Zuschauerrängen, bis hin zur Aufsicht auf den Parkplätzen. Die Einsätze beginnen in der Regel drei Stunden vor dem Spiel und enden rund 60 Minuten danach. Wenn man überlegt, wie engagiert und motiviert die Menschen am Wochenende als MiniJobber für 450,00 EUR arbeiten, dann sollte man auch wissen, was der Sicherheitsordner für Grundvoraussetzungen bei Zugangskontrolle, Besetzen der Notausgänge und Ordnungsdienst im Stadion mit sich bringen muss: unter anderem verpflichtend Unterrichtung gem. §34a GewO (§ 34a Bewachungsgewerbe, Verordnungsermächtigung der Gewerbeordnung) und die entsprechende DFB-Schulung. Diese sind zahlungspflichtig – aktuell ist nicht festgelegt, wer hierfür die Kosten übernimmt. Dahingegen ist das polizeiliche Führungszeugnis ohne Eintrag auf eigene Kosten selbstverständlich.
Ein weiterer steter Begleiter, dem ich als Fan beim Ticketkauf mein O. K. gebe, ist die Stadionordnung. Anders formuliert könnte man sagen, dass hier meine Spielregeln festgehalten sind.
Die Spielregel: Stadionordnung – manchmal mit roter Karte
In der Stadionordnung des 1. FC Köln finde ich, welche Gegenstände ich mit ins Stadion nehmen darf. Oder eben nicht: Hierzu zählen zum Beispiel Waffen aller Art wie beispielsweise Schlagstöcke, Messer oder Pfefferspray. Auch Glasflaschen und Dosen, Becher oder Krüge, die aus PET oder Glas bestehen und zerbrechlich sind, gehören zu den verbotenen Gegenständen. Auch Pyrotechnik wie Feuerwerk, Bengalos oder Rauchbomben sind nicht gestattet. Werden diese dennoch in einem Block gezündet, hat dies drastische Folgen für den Verein – oder auch für mich… und da bleibt es unter Umständen nicht bei der einmaligen roten Karte mit Platzverweis.
Generell verboten ist auch Propagandamaterial. Ob politisches, rassistisches, fremdenfeindliches, rechtsradikales, nationalistisches oder sexistisches – grundsätzlich gilt, dass wir Fans im Stadion keine Flyer o. ä. verteilen dürfen: Für uns gehört das Stadion zum werbefreien Raum. Alle Werbungen innerhalb (Anzeigen, Einblendungen, Banden etc.) sind entsprechend vermarktet und bezahlt. Auch kommerzielle, politische oder religiöse Gegenstände oder Materialien sind nicht erlaubt und sollten von den Ordnern am Stadioneingang oder am Eingang zum Block spätestens abgenommen werden.
Etwas überraschend ist, dass Tiere nicht mit ins Stadion genommen werden dürfen. Ausgenommen sind von diesem Verbot lediglich Blindenhunde oder Diensthunde der Polizei – und: Der Hennes!
Aha. Ich weiß also, dass ich mich so verhalten muss, dass ich keinen anderen Menschen schädige. Und wenn Polizei, Feuerwehr, Ordnungsbehörde, die Kölner Sportstätten GmbH, der Veranstalter, Ordnungs- und Sicherheitsdienst, Rettungsdienst und der Stadionsprecher mir Anordnungen erteilen, dann habe ich unverzüglich und uneingeschränkt Folge zu leisten.
Was ich aber nicht ganz so weiß: Zur Sicherheit der Besucher werden das Stadion und das Umfeld des Stadions mit einem Radius von maximal 500 Meter audio- und videoüberwacht. „Henneskisscam“ überall?!
Naja, ganz so einfach ist es dann nicht. Das System der Überwachungskameras, international auch als CCTV (Closed Circuit Television) bezeichnet, wird unter anderem seitens der Polizei gefordert. 58 Kameras über die Aachener Straße und die Vorwiesen bis ins Stadion hineinverteilt überwachen jeden Fan am Spieltag. Ausgewertet wird das Videomaterial in der Loge der Polizei (Das Bild- und Videomaterial wird ausschließlich durch die Polizei gesichtet und unter Umständen archiviert.), die im Osten liegt. Hier findet man in den angrenzenden Räumlichkeiten ebenso die Vertreter der Kölner Sportstätten, den Sicherheits- und Wachdienst, den Stadionsprecher und den Veranstaltungsleiter.
Wie schnell die einzelnen Netzwerkpartner Hand in Hand arbeiten und wie detailliert die Kameras in der Überwachung „scharf“ gestellt werden können, zeigte sich zuletzt im September 2019 beim Erfolgsfall des zu stellenden Böllerwerfers. Innerhalb von 5 Minuten nach dem Böllerwurf im Derby konnte der Tatverdächtige von Ordnern in Zusammenarbeit mit der Polizei noch im Block festgenommen werden. Er hat sich nun zu verantworten – sowohl gegenüber den 17 verletzten Fotografen, Volunteers und Ordnern als auch in Form der Regressnahme seitens des 1. FC Köln anlässlich der Verbandsstrafe des DFB.
Fazit
Stadionsicherheit ist ein weites Feld und muss vielfältig koordiniert werden – eben auch mit uns als Fans. Wir lieben und leben den Fußball in unserem Verein. Das soll so bleiben und genauso sollten wir einen Stadionbesuch als sicheres Erlebnis mitgestalten. Es gibt kleine und große Menschen, junge und alte, die mit großer Bewunderung, Liebe und Freude in das Stadion gehen, betreut, gebracht oder gerollt werden. An dieser Stelle ein Blick auf das Leitbild – die FC Charta: „… 2. UNSERE WERTE – LEVVE UN LEVVE LOSSE Wir wollen Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt – immer und überall.“
…dann sollten wir ebenso rücksichtsvoll miteinander umgehen.