Bei den Heimspielen des FCs gegen den FC Bayern München sowie SV Darmstadt 98, begleitete unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin Sina Knobloch die Gästefanbetreuung von fans1991 (Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V.) und schilderte dabei ihre Erlebnisse in einem Erfahrungsbericht:
Samstag, 13:30 Uhr, Nordkurve des RheinEnergie Stadions. Bis zum Anpfiff sind es noch zwei Stunden. Zwei Stunden – hört sich lange an. Doch sie werden schnell vorüber gehen.
Reinhard Scheer erscheint pünktlich und munter am Gästebereich des Stadions. Auch heute wird er sich wieder um die Betreuung der Gästefans kümmern. Gästefanbetreuung? Sowas gibt's bei uns? So in etwa war mein erster Gedanke. Doch schnell wird mir bewusst, dass dies keine Neuerung sein kann. Die Fanbeauftragten des FC Bayern München, Andreas Brück und Markus Meindl, begrüßen Reinhard mit einem herzlichen Handschlag. Man merkt, dass sie sich nicht zum ersten Mal begegnen. Alles ist entspannt, Routine, ein eingespielter Arbeitsalltag aller Beteiligten des FC Bayern München. Doch wenige Wochen später sieht das schon ganz anders aus: Nach 34 Jahren kehrt der SV Darmstadt 98 erstmals wieder als Bundesligist zurück nach Köln. So routiniert die Arbeit mit dem FC Bayern verlief, so häufig muss man schmunzeln über die sympathischen Kollegen aus Darmstadt. Die ruhige Gelassenheit aller Beteiligten, die weitläufige Stadionumgebung, die eingespielten Abläufe: Das ein oder andere Mal macht man große Augen.
Reinhard wird in diesen Stunden vor dem Spiel von Jessica Moses unterstützt. Sie sind für die Gäste da – Fragen zu den Lokalitäten, Abläufen, Ansprechpartnern; routiniert haben sie für jedes Problem eine Lösung. Dabei kümmert sich Reinhard nicht nur um die Gäste, sondern auch um die heimischen Bierverkäufer: "Versuchs doch mal mit 'Kölsch' statt 'Bier' – das verkauft sich besser!" Lachend preist dieser seine Ware nun wie empfohlen an. Eine lockere Atmosphäre auf der einen, eine ernstere auf der anderen Seite: Jessi begleitet die Sicherheitsbeauftragten zum Gästebereich: Es gibt Probleme bei der Einlasskontrolle. Durch besonnenes Verhalten aller Beteiligten wird jedoch schnell eine Lösung gefunden. Die Fans äußern sich hierbei positiv über den Empfang und loben die gelassene Atmosphäre rund um den Gästebereich, während sie sich voller Vorfreude mit den eigenen Fangesängen die Wartezeit am Einlass vertreiben. Doch nicht nur die Fangesänge beschallen den Gästebereich: Als im Kassenhäuschen eine CD mit Songs des FC Bayern eingelegt wird, rümpfe ich zunächst die Nase. Noch ungewohntere Töne, die dann beim Heimspiel gegen die Lilien an mein Ohr dringen. "Singt der da was von nem Federball?!" Leicht empört, aber schmunzelnd antwortet Erik Eichhorn, Fanbeauftragter von Darmstadt, und bringt somit die Runde einmal mehr zum Lachen: "Nee, des heißt Lederball!"
Auch das anschließende Kurvengespräch, das vom FC durch Rainer Mendel geleitet wird und an dem Vertreter der Polizei, des Sicherheitsdienstes, der Feuerwehr, der Vereine, sowie deren Fan-Projekte teilnehmen, verläuft völlig ruhig. Doch so ist das nicht immer, erzählt Reinhard. Bei jedem Heimspiel findet dieses Kurvengespräch statt, bei dem sich die Anwesenden austauschen und die aktuelle Situation besprechen, um auf alle Gegebenheiten vorbereitet zu sein. Das Kurvengespräch findet ein angemessenes Ende: Dem Fanbeauftragten des jeweiligen Gästevereins überreicht Rainer Mendel einen Karnevalsorden als kleines Geschenk. Erik Eichhorn strahlt bis über beide Ohren: "Klasse, sowas hab ich ja noch nie bekommen!" Der FC ist eben etwas Besonderes.
So vertraut Reinhard und Jessi die mittlerweile gut gefüllten Gänge durchs Stadion sind, so unübersichtlich sind sie es für die Mitarbeiter der Gastvereine. Um ihnen ihre Arbeit ein wenig zu erleichtern, werden sie herum geführt, man zeigt ihnen die kürzesten Wege, schlängelt sich mit ihnen durch die Menge, stellt ihnen die Ordner vor. Die Fanfotografin des FCB atmet erleichtert auf, als sie sich eine Stunde vor Spielbeginn den Weg in den Innenraum gebahnt hat. Gemeinsam mit Reinhard begutachtet sie die Gegebenheiten, positioniert sich an verschiedenen Ecken, erforscht die Lichtverhältnisse, spielt mit den Perspektiven – damit zum Anpfiff nichts schief gehen kann und ihr kein wertvoller Augenblick entgeht. Vom Innenraum aus hat sie den besten Blick auf die Gästekurve – und strahlt uns vor Vorfreude an. Pünktlich zur Mannschaftsaufstellung steht sie mit Reinhard wieder an derselben Stelle und knipst ihre Fotos, während Reinhard die beeindruckende Atmosphäre der Hymne genießt. Nach getaner Arbeit begleitet er die Fotografin aus dem Innenraum heraus. Sie schenkt uns ein letztes dankbares Lächeln und macht sich zurück auf den (ihr nun bekannten) Weg zum Gästeblock. Auch Reinhard lächelt zufrieden und verschwindet mit schnellem Schritt in den leergefegten Gängen, um das Spiel von seinem Platz aus zu verfolgen.