Ein Kommentar zur DFL-Abstimmung über einen Investoren-Einstieg
Von Marcus Flesch
Die mit Spannung erwartete Abstimmung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Investorenfrage endete mit einer Niederlage der Befürworter. Zwar stimmten 20 von 36 Vereinen für den Einstieg eines Geldgebers, die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit aber wurde verfehlt – wenn auch nur knapp.
Vor allem in Dortmund und München ist man nun beleidigt und sieht die eigene internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Dabei verkennen die beiden Branchenführer die schlichte Wahrheit, dass die für die überwiegende Mehrheit der deutschen Fußball-Vereine gar keine Rolle spielt.
Wenn DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke augenscheinlich ignoriert, dass Vereine wie der 1. FC Köln und der VfB Stuttgart, die frisches Geld nur zu gut gebrauchen könnten, in die Opposition gehen, dann spricht das Bände. Es wirkt beinahe komisch, wenn Watzke dann trotzig die „Solidargemeinschaft“ der Bundesliga infrage stellt.
Nicht alle, die gegen den nun abgelehnten Plan gestimmt haben, sind grundsätzlich gegen einen Investoreneinstieg. Doch die intransparente Hinterzimmer-Politik bei der DFL hat zu viele Fragen offen gelassen und verdientermaßen eine Abfuhr erfahren. Insbesondere die Frage nach der Verteilung der Einnahmen aus einem Investoren-Deal blieb offen. Der zurzeit angewandte Verteilungsschlüssel steht nämlich schon geraume Zeit zur Diskussion.
Inwieweit nun der Protest der Fankurven in den letzten Wochen Einfluss auf die Entscheidung hatte, sei dahin gestellt. Es hat aber zumindest den Anschein, dass nicht alle Vereinsvertreter die Stimmung im Fußball-Volk komplett ausblenden. Die Sorge vor einer endgültigen Zerstückelung von Spielplänen und der Verlegung von wichtigen Spielen ins Ausland wird zumindest in manchen Vereinen wahrgenommen.
Für den Moment also dürfen sich die engagierten Fans als Gewinner in dieser Debatte fühlen. Es gilt aber wachsam zu bleiben, denn es ist bestenfalls ein Etappensieg. Der nächste Anlauf, Investoren für die DFL zu gewinnen, wird kommen – und er wird besser vorbereitet sein.
Vielleicht kann ein solches Geschäft sogar gelingen. Wenn es denn zum Wohle aller (Profi-)Vereine angelegt wird und Fan-Interessen nicht auf dem Altar des Profits geopfert werden. Davon ausgehen kann man aber nicht. Die oft zitierte Solidarität endet nämlich spätestens dann, wenn auch nur der Anschein entsteht, die eigenen Interessen könnten berührt werden.